Lektorat und Korrektorat – Aufmerksamkeitsführer

Der Unterschied zwischen Lektorat und Korrektorat

Häufig werden Lektorat und Korrektorat synonym verwendet. Es gibt aber einen Unterschied zwischen den beiden Begriffen.

Bei einem Korrektorat schaut der Korrektor den Text ausschließlich nach Fehlern bezüglich Grammatik, Rechtschreibung und Interpunktion. Es geht also darum, ob die Wörter exakt geschrieben, die Zeichen richtig gesetzt und die Bezüge korrekt zugeordnet sind. Ein Korrektor nimmt normalerweise keine inhaltlichen Änderungen vor.

Ein Lektorat beinhaltet dagegen mehr. Neben den sprachlichen Fehlern des Korrektorats schaut sich ein Lektor auch die Inhalte an und macht gegebenenfalls Vorschläge, wie sie vielleicht besser dargestellt werden können. Deshalb sollte ein Lektor auch in dem Gebiet, das er lektoriert, zumindest etwas bewandert sein, um die Texte überhaupt einschätzen und auf Logik hin prüfen zu können.

Beispiel

Weil ein Beispiel oft mehr sagt, als viele Worte, hier etwas zur Anschauung:

Ausgangstext

Beispiel 1

Haben wir ihr Interesse geweckt? Vielleicht hat ihnen unserer Ansprache ja gefallen. Wir würden uns auf jeden Fall über eine Einladung zu einem Persönlichen oder in dieser Zeit auch gerne einem Online-Gespräch sehr freuen.

Korrektorat

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Vielleicht hat Ihnen unsere Ansprache ja gefallen. Wir würden uns auf jeden Fall über eine Einladung zu einem persönlichen oder in dieser Zeit auch gerne einem Online-Gespräch sehr freuen.

Lektorat

Wenn unser Angebot Ihr Interesse geweckt hat, würden wir uns sehr über eine Einladung zu einem Gespräch freuen – persönlich oder auch gerne online.

Ist ein Lektorat oder Korrektorat überhaupt notwendig?

Es ist immer empfehlenswert, einen Text lektorieren oder mindestens korrigieren zu lassen. Denn kaum etwas ist schwieriger, als die eigenen Fehler in einem Text zu finden. Da der Verfasser des Textes weiß, was ihn erwartet, schaltet das Gehirn an dieser Stelle gerne auf Energiesparmodus und übersieht diese Fehler. Ein Dritter kennt diesen Text noch nicht. Für ihn ist jedes Wort an dieser Stelle neu und deshalb ist er vor diesem Energiesparmodus eher gefeit. Ganz abgesehen davon, dass genau das ja der Job des Korrektors ist, sich die Texte genauestens anzuschauen.

Aber es gibt doch die Rechtschreibprüfung!

Sicherlich bieten viele Schreibprogramme eine Rechtschreibprüfung an, die in vielen Fällen auch hervorragend funktioniert – sofern es um die reine Rechtschreibung eines Wortes geht.

Doch es gibt so viele andere Möglichkeiten, die falschen Worte an die falschen Stellen zu setzen. Beispiele gefällig?

Seid ihr alle da? – ODER – Seit ihr alle da?
Seid ich zur Schule gehe … – ODER – Seit ich zur Schule gehe …
Die fielen Beispiele – ODER – Die vielen Beispiele
Die Kinder fielen ins Wasser – ODER – Die Kinder vielen ins Wasser
Der Weg ist das Ziel – ODER – der weg ist das Ziel

Die Wörter sind alle richtig geschrieben – und trotzdem ist in einem Fall der Satz völlig sinnentleert. Ein Rechtschreibprogramm wird diese Fehler nicht finden, und auch die Grammatiküberprüfung hält den meisten Fehlern hier nicht stand.

Ein Rechtschreibprogramm ist also hilfreich, die größten Schnitzer herauszufiltern. Es ist aber nicht geeignet, tatsächlich einen korrekten Text zu gewährleisten.

Warum ist richtiges Schreiben überhaupt wichtig? Es geht doch ums Verstehen!

Für mich ist eine korrekte Schreibweise auch eine Art von Respekt vor dem Leser. Es gibt Regeln und daran sollten sich alle halten. Nur so funktioniert das Zusammenleben und es gibt eine gewissen Basis, an die sich alle halten. Außerdem macht korrektes Schreiben das Lesen sehr viel leichter, da Ablenkungen durch Schreibfehler entfallen.

Bei einer technischen Zeichnung sagt ja auch keiner, er habe zwar 22 bemaßt, meinte aber 24, das sei doch aus dem Zusammenhang erkenntlich. Ebenso gibt es für die Schriftsprache gewisse Regeln, die einfach eingehalten werden sollten. Ich weiß, dass der Wert einer korrekten Rechtschreibung immer geringer wird. Ich finde kaum einen Post in den sozialen Medien, der wirklich fehlerfrei ist. Auch sonst sind leider viele Texte auf Websites, in Broschüren, selbst in Büchern nicht so, dass sie korrekt sind. Mir ist durchaus bewusst, dass es keine absolut fehlerlosen Texte gibt. Die kann selbst der Duden nicht bieten. Aber das Bemühen, einen möglichst fehlerlosen Text zu veröffentlichen, sollte m.E. doch gegeben sein. Es ist für mich auch eine Art Kultur, die wir hier lebendig halten sollten.

Eine korrekte Rechtschreibung kann auch das Verstehen eines Textes deutlich verbessern. Oder um es anders auszudrücken: Satzzeichen retten Leben.

Komm, wir essen Opa! vs. Komm, wir essen, Opa!